Buchaktiv — Bibliothek der Mönchengladbacher

2017

Im September 2017 lud das Quartiersmanagement Rheydt zum zweiten Mal zur Schauzeit (Website der Schauzeit). Bei der von Barbara Schwinges angestoßenen Aktion wurden leerstehende Ladenlokale in Rheydt gegen einen Pauschalbetrag für Strom und Heizung für einen Monat an Kulturschaffende vermietet, die diese mit ihren Projekten bespielten.

Dort bewarb ich mich mit dem Konzept, eine Präsenzbibliothek lokaler Autor/-innen einzurichten. Ich schrieb all jene an, deren Kontaktdaten ich finden konnte oder hatte und bat sie, dies ihrerseits weiterzugeben. Auch wenn mir im Juli ein Fahrradunfall ins Konzept schlug, durch den ich zeitweise meine Arme kaum einsetzen konnte (beidseitiger Muskelfaserriss), wodurch ich einen Monat Vorbereitungszeit verlor, lud ich Anfang August zu einem ersten Treffen ein. Die ersten Reaktionen waren sehr positiv und wir beschlossen, das Projekt umzusetzen. So kamen am Ende 19 Leute mit ihren Büchenr zusammen.

In alphabetischer Reihenfolge der Nachnamen: Vera Anders, Thomas Maria Claßen, Thomas R. Diehl, Ansgar & Nadine Fabri, Sabine Fischer, Susanne Goga, Kirstin Grabowski, Nicola Grosch, Inge Jansen, Arnold Küsters, Jutta Profijt, Andrea Rings, Günter Seuren, Carsten Steenbergen, Karl-Heinz Thifessen, Anja Wedershoven und Moritz Wigand.

Auch das Quartiersmanagement war sehr angetan von dem Projekt, da es neben den anderen Schauzeit-Projekten etwas ganz anderes war, was es so noch nicht gab. Das sah die Jury der Schauzeit offenbar genauso und so erhielt das Projekt den Zuschlag und kam in einem Ladenlokal in der Ring-Passage unter, einer Verbindung zwischen der Friedrich-Ebert-Straße und einem Parkhaus an der Wilhelm-Schiffer-Straße.


Ladenlokal/Verweilbibliothek in Rheydt

30 Quadratmeter Glaskasten in einer Passage waren es, die wir da zugeteilt bekommen hatten. Zwar sind Standorte in Passagen immer schwierig, denn da muss ja überhaupt erstmal jemand reinkommen, aber dafür lag das Ladenlokal genau im Sichtfeld aller, die durch die Passage in Richtung Parkhaus wollten. Die große Glasfront und weite Doppeltür sorgten für eine einladend offene Atmosphäre. Einrichtung gab es nicht, wenn man eine Heizung an der Wand mal ignoriert. Nichtmal eine Tür zum kleinen Lagerraum war vorhanden, da gähnte das Loch eines einsamen Türrahmens.

Bei einem Besuch des Lokals mit Thomas Maria Claßen entstand dann das Konzept für den Raum: Er hatte noch ein paar Stühle da. Die klassisch-hässlichen weissen Plastikgartenstühle sahen zwar für sich nicht aus, aber wenn man sie mit Decken überwarf, wirkte das schon wieder ganz anders. Wegen der knappen Zeit führte das direkt zu Tag X, der Eröffnung!

Am 2. September war vieles noch im Fluss. Thomas Maria Claßen hatte Lesezeichen und Plakate entworfen sowie Aushänge für jeden Titel, der in der kleinen Bibliothek vorlag. Das war alles in einheitlichem Design mit der Wortmarke „Buchaktiv“ gestaltet worden. Eine Besonderheit war noch Günter Seuren, unsere einziger Verblichener im Team, da ich in den Vorbereitungen erfuhr, dass Anja Schurtzmann seine Nachlassverwalterin war, die auch gerne teilnahm. Ich hatte noch am Donnerstag zuvor eine kleine Tour durch die Buchläden der Stadt gemacht, um dort Werbematerial einzusammeln. Denn wir verkauften schlussendlich nicht, aber wenn jemand ein Buch kaufen mochte, warben wir natürlich gerne für den lokalen Buchhandel.

Jedenfalls begann der 2. September früh. Um acht Uhr morgens fuhren Thomas und ich zu einer Scheune in Wanlo, um besagte Stühle zu holen. Und so trugen wir 22 alte Plastikstühle aus dem Dachstuhl einer Scheune die Treppen runter, staubten uns dabei gründlichst ein, verteilten sie in einem Pkw-Anhänger und nach kurzer Fahrt dann im Ladenlokal. Das war alles erstmal hübsch hässlich, da galt es noch nachzuarbeiten. Es galt, Stühle zu putzen und jene, die gar nicht mehr in so einem Rahmen vorzeigbar waren, auszusortieren und für Notfälle (und Lesungen) in den Lagerraum zu stellen. Da waren dann auch Inge Jansen und Susanne Goga tatkräftig dabei.

Unterdessen machte sich Andrea Rings kurzfristig an einen Ersatz für die nicht ganz gelungene Idee mit den Decken: Sie schnitt aus Stoffen (ja, das sind in der Tat Reste von Vorhängen) Überwürfe für die Stühle und die als Beistelltische verwendeten Hocker zurecht. Das Ergebnis hat auf jeden Fall etwas sehr gemütliches, wohnzimmerhaftes. Was vermutlich auf die Vorhänge zurückgeht.

Regale gab es keine, die Bücher verteilten sich über Stühle und Tische. Wer lesen mochte, nahm sich ein Buch, legt die übrigen in den nächsten Stuhl und konnte sich dann hinsetzen. Auch das trug zur offenen Atmosphäre der kleinen Bibliothek bei.


Wandaushänge der präsentierten Bücher

Die Presse zu der Aktion war super. Ein wirklich großer Artikel mit Foto in der Rheinischen Post, ein Besuch vom Lokalradio, ein paar Aufnahmen für den WDR, große Unterstützung in den sozialen Medien auch durch andere Gruppen der Kulturszene, das war schon super. Ihr glaubt nicht, wie viel sowas wert ist. Ich hatte auch mit ein paar Leuten gesprochen, die nun überlegen, die Idee mitzunehmen. Sollte also etwas ähnliches in Krefeld oder dem Kreis Neuss auftauchen, wisst ihr, woher es kommt.

Das Publikum kam angesichts des etwas versteckten Standortes zwar nicht in Massen, aber doch immer mal wieder jemand. Als ich einen der Stühle mit einem kleinen Tisch mit Büchern und Flyern nach draussen gestellt habe, wurde das auch ein bisschen mehr. Und bei den Lesungen am Blumensonntag in Rheydt sowie später nochmal bei einer Führung seitens des Quartiersmanagments durch die Schauzeit-Läden war die Bibliothek sogar richtig voll.

Alles in allem war das eine wunderbare, aber mit Absicht zeitlich begrenzte Aktion mit gutem Zuspruch. Gerne würde ich eine Art Fortsetzung mit der Stadtbibliothek machen, etwa in Form eines eigenen Regals für Bücher aus derlokalen Szene. Ich habe sogar Ideen, wie so etwas gestaltet werden könnte und plane (Stand 2025) defintiv, mit der Biliothek in Kontakt zu treten.


Lesung in der Bibliothek der Mönchengladbacher (Thomas Maria Claßen)

Logo & Grafisches Design für Buchaktiv von Thomas Maria Claßen

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